https://archive.is/DdiqR

Wie ist es für Juden, nach dem 7.  Oktober in Deutschland zu leben? Zwei jüdische Schwestern haben Angst vor Ablehnung, sie erleben ungewollte Solidarität – und suchen nach jüdischer Normalität.

  • Saleh@feddit.orgM
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    2 months ago

    Sehr lesenswertes Interview, dass sich mit den Absurditäten im deutschen “Diskurs” auseinandersetzt.

    Leider scheint der FAZ Journalist allerdings ein sehr problematisches Verständnis von Terror zu haben.

    Der Terrorangriff der Hamas auf Israel, bei dem etwa 1200 Menschen getötet wurden

    vs.

    Dabei hätte „schon nach Halle klar sein können“, wie gefährdet jüdisches Leben ist. In Halle versuchte ein bewaffneter Rechtsextremist im Jahr 2019 in die Synagoge einzudringen und erschoss wenig später zwei Menschen.

    Anscheinend sind für den Autoren rechtsextreme Anschläge auf Juden in Deutschland kein Terror.

  • Aniki@feddit.org
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    2 months ago

    Das beste was Jüdinnen und Juden tun können um sich zu schützen ist Vernunft zu demonstrieren indem sie öffentlich die Haltungen Israels ablehnen. Das ist sowohl aus menschlicher als auch aus geopolitischer Sichtweise angemessen.

    Israel ist eine der wenigen Kolonien Englands, die nie aufgelöst wurden. Das an sich sollte einem zu denken geben. Wie kann man Menschen Land rauben und dann so tun, als ob das in Ordnung sei?

    • Petersson@feddit.orgOP
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      2 months ago

      Nein, warum das denn?! Warum sollten Menschen aus einer Bevölkerungsgruppe am besten eine bestimmte Aussage tätigen, damit sie sich sicher fühlen dürfen? Kein Mensch muss irgendeine Aussage tätigen, nur weil er zu einer Menschengruppe gehört, jeder Mensch sollte sich auch so nicht fürchten müssen. Und selbst wenn sie sich gegen den Israelischen Staat stellen, müssen sie sich noch immer fürchten, weil sie wegen ihrer Religion angegriffen werden, unabhängig ihrer politischen Position. Das ist sowohl aus menschlicher als auch aus demokratischer Sichtweise in keinem Fall angemessen!

      Israel ist ein Staat und keine Kolonie. Und Jüd*innen haben mit diesem Staat in diesem Kontext erstmal nicht viel zu tun, es geht hier darum, dass Jüd*innen in Deutschland Angst haben müssen, auf der Straße Hebräisch zu sprechen. Dann mit „Wie kann man Menschen Land rauben und dann so tun, als ob das in Ordnung sei?" zu kommen ist offen gesagt ziemlicher Bullshit und lenkt vom Thema des Artikels, also der Angst von Jüd*innen, nur weil sie Jüd*innen sind, ab.

    • brainwashed@feddit.org
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      2 months ago

      Das verlangen wir nicht von Russen und Russischstämmigen in Deutschland, da gäbs auch genug was die Regierung tut, von dem man sich distantieren könnte. Dass man das von Juden (nicht nur Israelis) verlangt, damit sie vielleicht unversehrt bleiben, ist höchst problematisch.

      Israel ist eine der wenigen Kolonien Englands, die nie aufgelöst wurden.

      Das ist keine Kolonialdynamik. Die israelische Bevölkerung geht nicht irgendwann wieder “nach Hause”, wenn dein politischer Plan darauf basiert, wird er scheitern.

        • brainwashed@feddit.org
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          2 months ago

          Bitte? Du bedrohst die körperliche unversehrtheit von Russen und Russischstämmigen, wenn sie sich nicht öffentlich Distanzieren? Sonst läuft alles rund?

          • DeLancre@feddit.org
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            Deutsch
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            2 months ago

            Ich bedrohen die körperliche Unversehrtheit von niemandem. Dennoch erwarte ich von Russen die in der Öffentlichkeit stehen, oder mit denen ich privat zu tun habe, dass sie sich von Putin distanzieren. (Deswegen haben wir übrigens 14 Jemand aus der Wg geworfen).

            • brainwashed@feddit.org
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              2 months ago

              Mit wem du privat zusammenleben möchtest ist deine Privatsache. Mein Punkt bleibt: Von irgendwem, auch Russen, Israelis oder Juden, öffentliche Distanzierung zu verlangen damit sie nicht um Leib und Leben fürchten müssen, ist Barbarei.

    • Asinus@feddit.org
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      2 months ago

      Wie soll sowas denn in der Praxis aussehen? Wenn jüdische Menschen als solche erkennbar sind und gleichzeitig die Verbrechen Israels in Gaza ablehnen; die können sich ja schlecht ein Schild um den Hals hängen…

      (Und: Jüdische Menschen müssen nicht gleichzeitig Israelis sein.)

      • Saleh@feddit.orgM
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        2 months ago

        Es gibt zumindest in Berlin antizionistische Jüdinnen und Juden, die sich öffentlich als jüdisch und antizionistisch zeigen. In vermeintlichen “Antisemitismushochburgen” wie Neukölln erfahren sie viel Zuspruch von ihren Nachbarn. Von der Polizei werden sie dagegen gerne verhaftet und drangsaliert. Auch die Axel-Springer-Medien hetzen mit großem Eifer gegen sie.

        Die beiden Bekanntesten sind wahrscheinlich Udi Raz und Iris Hefets. beie engagieren sich im Verein Jüdische Stimme für Gerechten Frieden in Nahost.

        Hier ein Interview mit Udi: https://www.youtube.com/watch?v=0TcH0Zfv76c

        Ca. bei Minute 28:

        I wear my kippah everywhere i go, also in Neukölln. The scary thing for me is if i walk with the kippah in Charlottenburg

        Und ein Artikel über Iris Hefets im Kontext der Repressionen gegen Palästinasolidarität: https://taz.de/Repression-gegen-Palaestina-Solidaritaet/!6093326/

        Iris Hefets wurde seitdem zum fünften Mal von der Polizei festgehalten. Das erste Mal wurde sie Ende 2023 verhaftet, als sie alleine auf der Straße stand und ein Schild in die Höhe hielt, auf dem in Handschrift geschrieben stand: „Als Jüdin und Israelin: Stoppt den Genozid in Gaza“. Beim zweiten Mal bekam sie für dieses frühere Schild sogar eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung, das Verfahren wurde aber eingestellt. Das dritte Mal wurde ihr ein anderes Schild abgenommen. Ihr aktuelles Schild konfiszierten Polizeibeamte im Dezember 2024 bei einer Kundgebung am Wittenbergplatz im westlichen Zentrum von Berlin.

        • Petersson@feddit.orgOP
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          2 months ago

          Aber es muss ja auch ohne Aktivismus für Menschen möglich sein, sicher zu leben. Kenne in Berlin Jüd*innen, die sich überlegen, ob sie auf der Straße noch Hebräisch sprechen können. Und das liegt nicht an Nazis, sondern an radikalen Pro-Palästina-Menschen.

          • Saleh@feddit.orgM
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            2 months ago

            Überlegen die sich das weil sie entsprechende Antisemitismuserfahrungen gemacht haben?

            Ich frage, weil Lobbyorgamisationen wie der Zentralrat, die JSUD und RIAS gezielt Angst schüren.

            Meine Erfahrung war dann, dass eine vermutlich jüdische Frau nahe der Synagoge in Prenzlauerberg, wo viele Jüdinnen und Juden leben, auf offener Straße und am hellichten Tag ihre Sandale in Richtung meiner arabischen Frau geschleudert hat. Wir hatten sie bis dahin überhaupt nicht wahrgenommen. Nach rationaler Angst sah das nicht aus. Wir haben uns dann jedoch gegen eine Anzeige entschieden, weil wir angesichts der bisherigen Erfahrungen mit der Berliner Polizei davon ausgehen müssen, dass wir dann Probleme bekommen und nicht die Täterin.

            Bzgl. RIAS und JSUD erinnere ich mich noch an deren Pressekonferenz zur Vorstellung ihres neuen Jahresberichtes. Da wird einerseits das Abreißen von Plakaten über Hamas-Geiseln als Antisemitismus an Universitäten problematisiert und dann Lahav Shapira als Opfer von Antisemitismus inszeniert. Dass von Shapira Videoaufnahmen existieren, wo er zuvor zahlreiche Poster über durch die IDF ermordete Menschen abgerissen hat, sowie andere Studierende körperlich bedrängt hat, wird dabei ignoriert. Es gibt also zumindest für RIAS und die JSUD die Vorstellung, dass die gleichen Taten gegen Araber/Palästinenser/palästinasolidarische Menschen legitim sind, die gegen jüdische Menschen Antisemitismus seien und bekämpft werden müssen, im Fall von Universitäten auch mit autoritären Angriffen auf Grundrechte wie Freiheit der Forschung, freie Selbstentfaltung, freie Meinungsäußerung…

            Mit den beiden Beispielen will ich zeigen, warum wir zwischen begründeten Ängsten und Problemen mit Antisemitismus, und zwischen von israel-extremistischen Organisationen geschürten Ängsten, denen eine rationale Basis fehlt, unterscheiden müssen.